Was hinter den Erfolgsmeldungen der Ukraine steckt

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Die Ukraine will sichtbare Fortschritte um Bachmut gemacht haben – aber welche Bedeutung haben die angeblichen Durchbrüche wirklich?

In Russlands Krieg gegen die Ukraine steht eine Stadt immer wieder im Fokus: Bachmut. Monatelang leistete die ukrainische Armee erbitterten Widerstand gegen die russischen Angriffe – bis die Wagner-Truppen im Mai die erfolgreiche Einnahme der Stadt in der Oblast Donezk im Osten des Landes verkündeten. Wenig später zogen sich die Kämpfer des damaligen Söldner-Chefs Jewgeni Prigoschin zurück und übergaben Bachmut an die russischen Soldaten.

Seitdem gilt die Stadt als russisch besetzt, genauer: das, was von ihr noch übrig ist. Von den einst mehr als 72.000 Menschen der Stadt leben heute wohl nur noch einige Hundert in dem Ort. Die Wohnhäuser und Infrastruktur sind beinahe komplett zerstört. Galt Bachmut Anfang des Jahres noch als strategisch wichtig für die Ukraine, um eine gänzliche russische Eroberung der Region Donbass zu verhindern, ist die Stadt inzwischen eher nur noch von symbolischem Wert für Präsident Wolodymyr Selenskyj und seine Kämpfer.

Ukraine meldet Erfolge im Kampf um Bachmut

Womöglich ist das auch der Grund dafür, dass Berichte über militärische Erfolge in der Region für die Ukraine derzeit besonders viel Aufsehen erregen. Seit Mai hat die Ukraine laut eigenen Angaben vom Wochenbeginn inzwischen rund 51 Quadratkilometer in und um Bachmut zurückerobert.

Am Montag teilte der Kommandeur der ukrainischen Landstreitkräfte, Olexander Syrskyj, nun mit, dass der Ukraine bei ihrer Gegenoffensive ein erneuter Durchbruch durch russische Stellungen gelungen sei. Ukrainische Truppen hätten „die Verteidigungslinie des Feindes“ zwischen der kriegszerstörten Stadt Bachmut und dem 40 Kilometer weiter südlich gelegenen Horliwka durchstoßen.

Konkret bedeutet dies laut Syrskyj: „In den Kämpfen im Abschnitt Bachmut wurden einige der besten Einheiten des Feindes zerschlagen und sie haben vollständig ihre Kampfkraft verloren.“ Dabei handle es sich um die 72. Motorschützenbrigade und die 31. und 83. Luftlandebrigaden. Zuvor hatte es aus ukrainischen Kreisen bereits Berichte darüber gegeben, dass die Ortschaften Klischtschijwka und Andrijiwka in der Region Bachmut zurückerobert worden seien.

Experten: Schwache russische Befestigungsanlagen

Der US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) zufolge sagte der Sprecher der ukrainischen Streitkräftegruppe Ost, Hauptmann Ilja Jewlasch, dass die Befreiung von Klischtschijwka es den ukrainischen Streitkräften ermöglichen werde, die russischen Bodenkommunikationslinien (GLOC) zu kontrollieren, die die russische Truppengruppierung im Gebiet von Bachmut versorgen.

Den Militäranalysten zufolge hatten die russischen Streitkräfte ihre Verteidigungslinien in der Nähe von Bachmut wahrscheinlich weniger stark befestigt als im Süden der Ukraine. Zudem seien die russischen Soldaten südlich von Bachmut wahrscheinlich kampfmüde von den Bemühungen, die beiden besagten Ortschaften zu halten.

Video | Ukrainer filmen Befreiungsschlag – dann folgt Explosion

Quelle: t-online

Komplette Brigade wohl kaum vernichtet

Russland hatte zumindest die Rückeroberung von Andrijiwka bestritten, und die ukrainischen Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen. Bereits im Juni hatte es zwischenzeitlich geheißen, die Ukraine habe Klischtschijwka zurückerobern können. Aber wie groß wäre ein derartiger Erfolg wirklich für die Ukraine?

Oberst Markus Reisner erklärt im Gespräch mit dem Nachrichtensender n-tv, man könne tatsächlich davon ausgehen, dass sich die beiden Ortschaften im Besitz der Ukraine befänden. „Es gibt Bilder, dass sich ukrainische Soldaten in den Ortschaften befinden“, so Reisner. Doch die beiden Ortsränder, die an die Eisenbahnlinie grenzen, dürften dem Experten zufolge noch in russischem Besitz sein.

Reisner stellt die ukrainischen Erfolgsmeldungen teils infrage: „Man kann (…) nicht davon ausgehen, so wie von den Ukrainern gemeldet, dass die 72. Brigade komplett zerschlagen worden ist. Wenn das der Fall gewesen wäre, dann hätten wir mehr Bilder sehen müssen von gefangenen und getöteten russischen Soldaten.“ Man habe zwar Bilder von Gefangenen gesehen, aber nicht in dem Ausmaß, wie es der Fall gewesen wäre, wenn die komplette Brigade vernichtet worden wäre, so der Oberst.



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